Zunft der Stadtschröter Traben-Trarbach e.V.

Zunft der Stadtschröter Traben-Trarbach

Die Schröter

Wo Wein in großen Mengen produziert wurde, welche den Eigenbedarf und den der Nachbarschaft überschritt, ergab sich die Notwendigkeit, ihn zum Verkauf an Handel und Gastronomie im Faß zu transportieren, denn die Flaschenabfüllung wie wir sie heute kennen, kam erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts in bescheidenem Umfang auf.

So war es Aufgabe der Schröter, die vollen, oft 26 Zentner schweren Fässer die engen und meist steilen Treppen der Weinkeller heraufzuschroten und auf Fuhrwerke und Schiffe zu verladen. Diese schweißtreibende Arbeit war recht risikoreich – nicht selten gaben die hölzernen Fassdauben dem Gewicht der kostbaren Flüssigkeit (oft bis zu 1.200 Liter!) nach und Schröter wurden schwer verletzt.

Das „schroten“ – das Wort kommt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet schleifen und ziehen – ging folgendermaßen vor sich: Zunächst wurden die zu schrotenden Fässer und der Weinkeller eingehend besichtigt. Die acht bis neun Mann starke Schrotmannschaft sah sich nun im Keller um und diskutierte wichtige Einzelheiten wie etwa Gangbreite, Bodenunterschiede, die Beschaffenheit der Kellertreppe und den Zustand des Fasses. Mit einem kräftigen Schluck des Weines schätzten die Schröter den Wert des kostbaren Gutes, denn sie hatten beim Schroten die volle Verantwortung für das gefüllte Fass und mussten es, sollte es zu Bruch gehen, ersetzen.

Guter Wein ist ein gutes, geselliges Ding, wenn man mit ihm umzugehen weiß. William Shakespeare (1564-1616), engl. Dichter

Mit dem feierlich gesprochenen Satz „Es wird geschroten“ wurde die Risikoübernahme besiegelt und nach einem kurzen Gebet mit dem eigentlichen Schrotvorgang begonnen: Man legte eine Schrotleiter über die Kellertreppe. Anschließend wurde die Schrotleiter mit Fett eingerieben und das volle Fass wurde längs auf die Leiter bewegt. Vor dem Kellereingang stand eine Haspel mit zwei dicken Hanfseilen an deren Enden je eine Klaue befestigt war. Die beiden Klauen wurden an dem Fassboden rechts und links eingehakt. Nun begannen die Schröter oben am Kellereingang die Haspel in Bewegung zu setzen und das Fass wurde langsam nach oben gezogen. Hinter diesem ging meist der Zunftmeister (Schröter waren meist in Zünften und Gilden organisiert) und bürgte somit mit seinem Leben für den ordnungsgemäßen Transport des wohlschmeckenden Weines.

Wenn das Transportfass aus dem Keller gehievt war, rollte man es über einen kurzen Stich auf einen Rollwagen oder ein Fuhrwerk. Oft ging es weiter zum Schiff. Fässer, die zum Transport gebraucht wurden - sogenannte Transportfässer, waren aus dickeren Dauben gefertigt als die Lagerfässer und wurden beim Schroten zusätzlich mit Birkenreifen umwickelt um die Fassdauben zu schonen. Im 19. Jahrhundert wurde mit der Erfindung der Weinpumpe das Schroten als solches und damit der Beruf des Schröters überflüssig.

Schröter beim Fasstragen

Die Zunft

Eine Zunft ist eine Vereinigung von Handwerkern einzelner Gewerbe zu einer Art Genossenschaft. Im Mittelalter arbeiteten die Handwerker für einen lokalen, also sehr begrenzten, Markt. Durch den steigenden Bedarf an diversen Waren und Dienstleistungen mussten sich die Handwerker spezialisieren.

Die Menschen, welche dasselbe Handwerk ausübten, begannen sich zu organisierten Zünften zusammenzuschließen um in der Gemeinschaft ihre Ziele besser durchsetzen zu können. Die Zünfte ermöglichten jedem ausreichende und auch gesicherte Einkünfte, soziale Absicherung und einen gewissen Schutz vor Konkurrenz auf dem örtlichen Markt. So wurden Importe streng kontrolliert und sanktioniert – mancherorts gar verboten, um das heimische Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage in Balance zu halten.

Somit hatte ein jedes Zunftmitglied sein Auskommen. Auch die Arbeitsweisen wurden vereinheitlicht, Arbeitszeiten vorgegeben und Werbemaßnahmen reduziert. Ziel sollte u.a. eine Chancengleichheit unter den Handwerkern einer Stadt sein. Qualität und Preis der feilgebotenen Waren wurden von den Zünften vorgegeben. Um diese strikten Regeln durchzusetzen, wurden die Handwerker mehr oder minder gezwungen den Zünften beizutreten, denn Waren ohne das offizielle Siegel der Zunft durften in den Städten nicht verkauft werden. Auch die Ausbildung der Lehrlinge und die Ausbildungsstufen der Gesellen wurden vereinheitlicht. Durch diese Regeln konnte eine Zunft ihren Mitgliedern eine beherrschende Stellung auf dem Markt sichern.

Bedingt durch diese wirtschaftliche Macht sicherten sich die Meister einer Zunft hohe Positionen in den einzelnen Räten einer Stadt. Somit waren die Zünfte weitestgehend autonom. Aufgaben, die dem Gemeinwohl dienten, wie etwa der Brandschutz oder Verteidigung der Stadt wurden ebenso von Zünften wahrgenommen wie auch die soziale Absicherung der eigenen Mitglieder. Kranke, Arme, Arbeitslose, Witwen und Waisen wurden von den Zünften aus ihren Mitgliedskassen unterstützt.

Kirchen und Kapellen zu Ehren ihrer Schutzpatrone wurden von ihnen gebaut und unterhalten. Treffpunkt einer jeden Zunft war die Zunftstube oder auch deren Zunfthaus. Hier wurden wichtige Entscheidungen gefällt, sich gegenseitig beraten, die politischen Geschehnisse der Stadt gelenkt und auch gemeinsam gefeiert. Zunftmitglieder waren an ihrer Kleidung, Schmuck und speziellen Zunftzeichen zu erkennen.

Wein saufen ist Sünde, Wein trinken ist beten. Lasset uns beten. Theodor Heuss (1884-1963), Bundespräsident

Im späten Mittelalter kam es allerdings vermehrt zu Problemen: Die Gesellen hatten zu diesem Zeitpunkt kaum mehr die Chance Meister ihres Handwerkes zu werden, denn die Voraussetzungen dafür waren sehr hoch und nur noch von einem geringen Teil der Gesellen zu erfüllen. Zudem hatten sich ihre Arbeitsbedingungen verschlechtert.

Somit schlossen sich die Gesellen zu Bruderschaften zusammen um ihrerseits ihre Ziele gegen die Herrschaft der Meister durchzusetzen. Mit organisierten Streiks verbesserten die Gesellen ihre Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten.

Zünfte und Bruderschaften kann man heute getrost als mittelalterliche Vorläufer unserer heutigen Gewerkschaften und Verbände bezeichnen. Zünfte als solche gibt es heute in dieser Form nicht mehr, denn mit dem Aufkommen von Manufakturen und der Massenproduktion verloren sie an Bedeutung. Zusammenfassend kann man sagen, das die Zünfte eine große wirtschaftliche als auch politische Macht darstellten und für das Wohlergehen der Bevölkerung einer Stadt sorgten.